- Mit gewohnter Arroganz behauptet die US-Börsenaufsicht SEC behauptet in ihrer Zivilklage gegen einen Krypto-Influencer, dass alle Ethereum-Transaktionen unter die US-Gerichtsbarkeit fallen.
- Der Ethereum-Kurs hat in den letzten 24 Stunden um 4 Prozent zugelegt, obwohl die Besorgnis über die Forderung der SEC wächst.
Am Montag reichte die US-Börsenaufsicht SEC (US Securities and Exchange Commission) eine Zivilklage nach Bundesrecht gegen den Krypto-Influencer Ian Balina ein, weil der es versäumt hatte, eine Kryptowährung als Wertpapier zu registrieren, bevor er vor vier Jahren sein Initial Coin Offering (ICO) startete. Es ist nicht das erste Mal, dass die SEC wegen unregistrierter ICOs klagt, doch diesmal hat ein spezielles Detail der Klage das Interesse aufmerksamer Beobachter geweckt.
Die SEC behauptet, sie könne Balina unter anderem deswegen verklagen, weil er die in der Klage erwähnten Transaktionen auf US-Territorium durchgeführt habe, denn alle Transaktionen im Ethereum-Netzwerk fielen in den Zuständigkeitsbereich der US-Regierung.
1/ Official Statement on the baseless SEC charges regarding Ian Balina being compensated for promoting Sparkster:
The SEC Enforcement Division's proposed charges against Mr. Balina are an unfounded effort based upon multiple misconceptions of fact and law, enumerated below.
— Ian Balina (@DiaryofaMadeMan) September 19, 2022
Dafür hat sich die Finanzaufsichtsbehörde eine schöne Begründung ausgedacht: Weil die Knotenpunkte im Ethereum-Netzwerk Balinas ETH validiert haben und weil die Konzentration dieser Knotenpunkte in den USA höher ist, als in jedem anderen Land, haben die Transaktionen auf US-Territorium stattgefunden. Darauf muss man erst einmal kommen. Aber wenn schon, denn schon: Für die SEC passieren aufgrund dieser Schlussfolgerung nun generell alle Ethereum-Transaktionen in den USA.
Daten von Etherscan zeigen jedoch, dass 45,85 Prozent aller Ethereum-Knoten, also weniger als die Hälfte, sich in den USA befinden. Im Vergleich dazu: 19 Prozent der Ethereum-Knoten sind in Deutschland, und das ist schon die zweithöchste Dichte weltweit.
Brian Fyre, Juraprofessor an der University of Kentucky, hält es für bequem aus Sicht der SEC, einfacher zu behaupten, dass Geschäfte auf der Ethereum-Blockchain dasselbe sind wie Geschäfte an der US-Wertpapierbörse – denn genau darauf läuft die steile These der SEC hinaus.
Angenommen, die SEC setzt sich mit ihrer Sichtweise bei der Regierung durch, dann kann die Regulierungsbehörde ihre Überwachungsfunktionen auf das dezentrale Ethereum-Netzwerk und andere Krypto-Netzwerke ausweiten. So kann die SEC alle Aktivitäten im NFT- und Defi-Sektor beaufsichtigen, da die meisten NFT- und DeFi-Projekte im Ethereum-Netzwerk angesiedelt sind.
Jurist Fyre weist jedoch darauf hin, dass die verschwurbelte SEC-Klage bis jetzt keinerlei rechtliche Bedeutung hat. Es sei auch unwahrscheinlich, dass das Gericht der SEC folgt, wenn man die Art der Klage gegen Balina bedenke. Der Juraprofessor sagte weiter, es sei das erste Mal, dass die SEC ihr „Verständnis“ vom Funktionieren des Ethereum-Netzwerks öffentlich macht und warum das in ihren Zuständigkeitsbereich fällt.
ETH-Kurs steigt um 4%
Der ETH-Kurs ist in den letzten 24 Stunden nach einem starken Ausverkauf am vergangenen Wochenende jedenfalls um 4 Prozent gestiegen. Er liegt derzeit etwas über der Marke von 1.35 Dollar. Das Vertrauen der Anleger scheint von den umstrittenen Behauptungen der SEC im Fall Balina unbeeinflusst zu sein. Darüber hinaus korreliert der ETH-Kursanstieg mit dem starken Auftreten des US-Marktes nach den heftigen Verkäufen der letzten Woche.
Im Vorfeld der FOMC-Sitzung in dieser Woche schloss der US-Markt am 19. September im grünen Bereich. Analysten gehen davon aus, dass die Fed die Zinsen um 75 Basispunkte anheben wird, um die Inflation einzudämmen. Die Fed könnte jedoch auch eine Zinserhöhung um 100 Basispunkte ankündigen, wenn die Inflation weiter ansteigt.
