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Was ist Tezos?

Tezos ist eine dezentralisierte Blockchain-Plattform für Smart Contracts und dezentrale Anwendungen (dApps), die sich selbst als Blockchain der 3. Generation bezeichnet und in Konkurrenz mit Ethereum tritt. Konzeptionell ähnelt Tezos sehr stark Ethereum, da beide Projekte eine Art Weltcomputer und Unternehmens-Blockchain schaffen wollen. In der technischen Umsetzung gibt es jedoch wesentliche Unterschiede, mit denen sich Tezos von seinen Wettbewerbern, zu denen auch EOS, Tron, Cardano und Lisk zählen, absetzen möchte.

Der Hauptunterschied zwischen Tezos und Ethereum besteht jedoch darin, dass Tezos eine Blockchain entwickelt hat, die sich durch On-Chain-Governance selbst verwalten und automatisiert Upgrade-Prozesse durchführen kann. Im Gegensatz zu Ethereum ist somit keine Off-Chain-Governance in dem Sinne notwendig, da eine kleine Gruppe von Core-Entwicklern allein über die zukünftigen Änderungen am Protokoll entscheidet.

Stattdessen können sich Inhaber von Tezos über den Delegated Proof-of-Stake (DPoS), der nicht mit denen von EOS, Tron oder Lisk zu verwechselt werden darf, da er vollständig anders funktioniert, an der Weiterentwicklung des Protokolls beteiligen. Dieser Prozess wird als On-Chain Governance bezeichnet und soll Hard Forks verhindern.

Ähnlich wie bei Dash (DASH) sind unabhängige Entwickler dadurch berechtigt Änderungsvorschläge einzureichen, über die die Tezos-Inhaber abstimmen können. Dieses Modell soll sicherstellen, dass das Protokoll dezentral weiterentwickelt wird.

Der Tezos ICO und das Unternehmen

Die Gründer von Tezos sind Arthur Breitman und seine Ehefrau Kathleen Breitman, die wie es heißt, bereits 2014 mit der Arbeit an dem Projekt begannen. Das Initial Coin Offering (ICO) startete jedoch erst einige Jahre später, am 1. Juli 2017. Der ICO ritt auf einer Welle des Hypes und konnte innerhalb von zwei Wochen 66.000 Bitcoins und 361.000 Ether im Wert von damals etwa 232 Millionen US-Dollar einnehmen. Damit ist Tezos hinter Filecoin (257 Millionen USD) der bisher größte öffentliche ICO in der Krypto-Geschichte.

Zur Verwaltung des Projektes gründeten die Eheleute Breitmans ein Unternehmen und eine Stiftung in Zug, in der Schweiz. Das Unternehmen namens Dynamic Ledger Solutions hat einen Vertrag mit der Stiftung zur Erstellung des Quellcodes von Tezos. Sobald das Netzwerk für einen vereinbarten Zeitraum betriebsbereit ist, gibt es in dem Vertrag eine Klausel, die bestimmt, dass die Stiftung den Quellcode und die Marke Tezos für 10% aller Token und rund 20 Millionen Dollar (oder 8,5% des ICO) von dem Unternehmen kauft. Bis dahin ist die Schweizer Stiftung für die Verwaltung der ICO-Mittel zuständig und hat den Auftrag, die Mittel für das Wachstum des Projekts einzusetzen.

Startprobleme bei Tezos

Nachdem der ICO von Tezos seiner Zeit der zweiterfolgreichste nach Filecoin war, geriet das Projekt durch einen internen Streit und ein Gerichtsverfahren ins Stocken. Kurz nach dem ICO gerieten die Tezos Gründer Kathleen und Arthur Breitman in einen schwerwiegenden Streit mit dem damaligen Präsidenten der Tezos Stiftung, Johann Gevers. Gevers, damals einziger Mitarbeiter der Stiftung, hatte einen Kompensationsvertrag für sich selbst aufgesetzt, den viele Investoren als unzureichenden Mitteleinsatz betrachteten.

Die Breitmans forderten daraufhin den Rücktritt von Johann Gevers als Tezos Stiftungspräsident. Gevers weigerte sich jedoch zurückzutreten und blockierte sämtliche Mittel, die im Rahmen des ICOs eingenommen wurden, sodass die Weiterentwicklung des Projektes ins Stocken kam. Der Streit wurde Gegenstand eines über 7-monatigen Gerichtsverfahrens. Entsprechend lang kam es auch zu einer Verzögerung der Produkteinführung. Erst im Februar gab Gevers nach und trat als Präsident der Schweizerischen Stiftung zurück. In einem Tweet nach seinem Rücktritt erklärte er, dass sein Rücktritt dazu diente, den Weg für den Start zu ebnen. Das Tezos Projekt kam dadurch nun wieder auf Kurs und veröffentlichte eine Beta-Version im Juni 2018.

Während dieser Zeit hatte Tezos aber nicht nur mit Gevers zu kämpfen, sondern sah sich auch einer Sammelklage ausgesetzt, in der Tezos der Verkauf nicht registrierter Wertpapiere vorgeworfen wurde. Investoren behaupteten vor einem kalifornischen Gericht, dass die Breitmans den Verkauf der Tezos-Coins irreführend vermarktet haben.

Der Tezos Coin: XTZ

Der Tezos Coin wird XTZ abgekürzt und ist auch als „Tezzie“ bekannt. Insgesamt gibt es 763.306.930 XTZ-Münzen als Gesamtangebot, von den sich aktuell 607.489.041 XTZ im Umlauf befinden (Stand: Oktober 2018).

Den aktuellen Kurs von Tezos kannst du hier im Chart anschauen. Wenn du wissen möchtest, wie sich die Preise von Bitcoin, Ethereum oder 2.000 weiteren Altcoins entwickeln, kannst du in unserer Kursübersicht nachschauen.

Die Funktionsweise von Tezos

Tezos Delegated Proof of Stake (DPoS)

Wie Eingangs beschrieben, ist es wichtig den DPoS von Tezos nicht mit denen von EOS, Tron, Lisk oder auch BitShares gleichzusetzen. Die Unterschiede sind trotz der gleichen Bezeichnung erheblich.

Der Delegated Proof of Stake von Tezos ermöglicht es XTZ-Besitzern, Validierungsrechte auf andere Token-Inhaber zu übertragen („delegieren“). Bei EOS und Tron ist diese Delegation zwingend, d. h. es kann nur eine begrenzte Anzahl von Blockproduzenten (bei EOS: 21 Delegierte, bei Tron: 27 „Super Representatives“) gewählt werden, die sich erst qualifizieren müssen. Bei Tezos ist die Delegation optional. Dies bedeutet, dass es keine maximale Anzahl von Blockproduzenten gibt und jeder für sich entscheiden kann, ob er seine Stimme delegiert.

Grundsätzlich kann jeder (mit bestimmten Einschränkungen) einen Block produzieren. Insgesamt sind die Anforderungen bei Tezos deutlich geringer als bei den anderen DPoS-Blockchains. Aktuell erfordert das Protokoll 10.000 Tezos, eine zuverlässige Internetverbindung, gute OPSEC und geringe Rechenleistung.

Somit ähnelt der Tezos DPoS mehr dem Proof-of-Stake, den Ethereum plant mit „Casper“ zu implementieren, als EOS oder Tron. Der Tezos DPoS gibt Inhabern (ab 10.000 XTZ) das Recht einen Block zu veröffentlichen. Die Wahrscheinlichkeit als Blockproduzent (bei Tezos „Baker“ genannt) ausgewählt zu werden steht dabei im Verhältnis zur Anzahl der XTZ Coins, die der Stakeholder besitzt, plus die Anzahl der XTZ, die ihm von anderen Tezos-Nutzern übertragen wurden.

Jeder Block wird somit von einem zufälligen Stakeholder produziert („Baker“) und von 32 weiteren zufälligen Stakeholdern beglaubigt („endorsed“). Die Stakeholder müssen dafür eine Kaution hinterlegen. Wernicht „Baker“ werden möchte, kann XTZ Coins an eine andere Partei „delegierten“. Wenn jedoch einer dieser Token zufällig ausgewählt wird, um einen Block zu validieren, gehört dieses Recht dem Delegierten.

On-Chain-Governance

All dies wirkt sich auch auf das On-Chain-Governance-Modell von Tezos aus. Ein Tezos-Besitzer, der das Recht als „Baker“ delegiert, delegiert auch das Stimmrecht für die On-Chain-Governance und damit die Mitbestimmung über die Weiterentwicklung des Tezos-Protokolls. Ziel des On-Chain-Governance-Modells ist nämlich das stetige Weiterentwickeln von Tezos.

Wie bereits erklärt, kann jeder Entwickler Vorschläge für Protokolländerungen einreichen und für seine Arbeit eine Vergütung erhalten, wenn jener Änderungsvorschlag angenommen wird. Hierfür gibt es bei Tezos einen automatisierten Prozess, der für jeden Änderungsvorschlag durchlaufen wird.

Wenn ein Entwickler eine Protokolländerung einreicht, können die „Baker“ darüber abstimmen, ob der Vorschlag in das Testnetzwerk integriert werden soll. Wenn ja, erfolgt die Implementierung für einen vordefinierten Zeitraum automatisch. Am Ende des Testzeitraums müssen die „Baker“ erneut im Rahmen einer Abstimmung über die Protokolländerung entscheiden. Wenn der neue Quellcode im Testnetzwerk fehlerfrei läuft, die neue Funktion den Nutzern gefällt und die Abstimmung erfolgreich verläuft, wird die Änderung ins Hauptnetz übertragen.

Kritik an der On-Chain-Governance

Unter anderem Ethereum Gründer Vitalik Buterin und Ethereum-Core-Entwickler Vlad Zamfir haben das On-Chain-Governance-Modell von Tezos (und auch andere DPoS-Projekte) kritisiert. Sie sind der Auffassung, dass Off-Chain-Governance die bessere Alternative ist, weil die Zentralisierung des Reichtums und die Apathie der Stimmberechtigten dazu führen, dass das System von bestimmten, reichen Parteien dominiert und im Sinne weniger weiterentwickelt wird.

Der Start des EOS-Mainnet hat gezeigt, dass sich lediglich ein Bruchteil der EOS-Inhaber für die On-Chain-Governance interessierten. Zur Erstabstimmung waren 15% aller EOS Coins erforderlich, um den Launch zu initialisieren. Nur 17% der gesamten EOS-Inhaber hatten damals abgestimmt, wobei Bitfinex die größte Stimmenzahl stellte, wodurch Bitfinex für sich selbst abstimmen und Delegierter werden konnte.

Zwar versucht Tezos dies mit der unbegrenzten Anzahl von Blockproduzenten zu verhindern. Dies bedeutet jedoch nicht, dass keine mächtigen, stimmberechtigten Koalitionen entstehen können oder dass Börsen wie Bitfinex zu bestimmenden Interessengruppen werden.

Vlad Zamfir schrieb in einem Blogbeitrag, dass:

die Einführung von On-Chain-Governance unglaublich riskant ist, da sie immer eine Revolution darstellt. Es ist nicht unbedingt eine Revolte gegen die Governance-Prozesse, die Code in Software-Repositories zusammenführen (da diese möglicherweise on-chain kodiert werden könnten, obwohl dies normalerweise nicht der Fall ist), sondern eine Revolution, die die Prozesse stürzt, die Full Nodes steuern.

Fazit

Nichtsdestotrotz ist Tezos ein sehr interessantes Projekt, dass durch die anfänglichen Startprobleme an einer schnelleren Entwicklung gehindert wurde. Die Veröffentlichung der Beta-Version des Tezos-Netzwerks im Juni 2018 schien ein Befreiungsschlag gewesen zu sein.

Um ein ernsthafter Wettbewerber von Ethereum, EOS und anderen Blockchain-Plattformen werden, wird allerdings noch einiges an Entwicklungszeit notwendig sein. Vor allem muss Tezos als Blockchain für Unternehmen auch noch reale Anwendungsfälle finden, um langfristig erfolgreich zu sein.

Zuletzt aktualisiert: 06/07/2019

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Jake Simmons ist seit 2016 ein Krypto-Enthusiast. Seit er von Bitcoin und der Blockchain-Technologie gehört hat, beschäftigt er sich täglich mit dem Thema. Jenseits von Kryptowährungen studierte Jake Informatik und arbeitete 2 Jahre lang für ein Startup im Blockchain-Bereich. Bei CNF ist er für die Beantwortung technischer Fragen zuständig. Sein Ziel ist es, die Welt auf eine einfache und verständliche Weise auf Kryptowährungen aufmerksam zu machen.

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