• Die EVM-kompatible XRPL-Sidechain, die das Tor für XRP in die Welt von DeFi und Smart Contracts sein sollte, ist eine große Enttäuschung, sagt ein Mitglied der XRPL Foundation.
• Die Sidechain sei  das Eingeständnis, dass das XRP-System gescheitert sei und man sich nun zum überleben jedem anderen Projekt zuwende, um die EVM integrieren zu können.

Als Ripple im Oktober 2022 damit begann, seine XRPL-Sidechain zu testen, die mit der EVM (Ethereum Virtual Machine) kompatibel sein würde, galt das als Eintritt von XRPL in das florierende Ethereum-System aus DeFi und Smart-Contracts. Nach dem Start hat jedoch ein hochrangiger Vertreter des XRPL-Projekt kritisiert und von einer Abkehr vom grundlegenden Ethos gesprochen, das XRP zu dem Erfolg geführt habe, den es heute hat.

Die XRPL-Sidechain läuft parallel zur XRPL-Haupt-Chain und ist EVM-kompatibel, also kompatibel mit dem System, auf dem Ethereum basiert. Sie ermöglicht – zumindest theoretisch – jeden Smart Contract und jede dApp, die auf Ethereum aufbauen, ohne Codeanpassung in das XRPL-Netzwerk einzubinden. Umgekehrt soll das XRPL-System auf das riesige Ethereum-Netzwerk zugreifen können.

Die Sidechain kommt jedoch mit XRP als nativem Token, wobei Gebühren in XRP gezahlt und Validierer in XRP bezahlt werden.

Während die Initiative von einigen gelobt wurde, sagt Thomas Silkjær, Leiter der Abteilung Analytics and Compliance bei der XRPL Foundation, sie signalisiere die Resignation der XRPL-Community – eine „If you can´t beat them, join them“ Mentalität.

In einer vernichtenden Kritik an der Initiative bezeichnete Silkjær die Side Chain als den „größten direkten Angriff auf das XRPL-Protokoll, der von denen vorangetrieben wird, die das Protokoll eigentlich verteidigen und für es arbeiten sollten“.

Er kommentierte:

„ … Es tut nichts, was XRPL für neue Entwickler attraktiver macht. Es hat wenig bis keine Ähnlichkeiten im Dev-Stack und in der Interaktion.“

Silkjær fügte hinzu, die Sidechain sei ein Zeichen dafür, dass sich die Community mit der Tatsache abgefunden hat, dass sie aus XRPL keinen Nutzen ziehen kann. Um den vollständigen Untergang von XRP zu verhindern, benutzt man dann den alten Trick, den jede Chain in ähnlicher Situation benutzt: Man verkauft mach außen hin die Geschichte, dass die neue Chain immer noch die alte ist.

Hat Ripple XRPL mit der EVM Sidechain aufgegeben?

Silkjær fuhr mit seiner Kritik an der EVM-Side-Chain fort und sagte, dass sie von dem Geist abweiche, der eine der stärksten Krypto- und Blockchain-Communities der Branche aufgebaut habe.

Er zitierte David Schwartz, den Chief Technological Officer von Ripple, aus einer Rede vor Teilnehmern einer Veranstaltung im vergangenen Jahr, in der dieser aufgezählt hatte, was XRPL erfolgreich mache. Schwartz hatte geäußert, dass sein Team entschlossen sei, Bitcoin nicht zu kopieren:

„Wir haben die Dinge von Grund auf neu durchdacht. Wir haben über Dezentralisierung nachgedacht. Wir haben über Leistung nachgedacht.“

Und doch wird XRPL mit der EVM-Side-Chain genau wie jedes andere Ökosystem. Silkjær zufolge fördert Ripple in letzter Zeit XRP und nicht die Technologie, obwohl dies langfristig das Gesamtwachstum und die Akzeptanz beeinträchtige. Er erklärte:

„Es ist nicht sehr beruhigend, wenn die Verwalter der Technologie sich vom Kern abwenden oder es zumindest schwer haben, den Unterschied noch zu erkennen.“