- Der Celsius-Konkurrent Nexo hat nach der Ankündigung des Sperrung der Kundenkonten angeboten, die Vermögenswerte von Nexo zu kaufen.
- Die Nachricht zeigt einen wachsenden Trend bei Krypto-Plattformen, in schwierigen Zeiten die Kunden von Rivalen zu übernehmen.
Der Krypto-Geldverleiher Nexo hat angeboten, die Vermögenswerte des Konkurrenten Celsius Network zu übernehmen, nachdem Celsius seinen Kunden den Zugang zu deren Konten verweigert.
Celsius hatte den 1,7 Millionen Kunden lapidar mitgeteilt, ihre Konten seien eingefroren, wolle aber seine „Abhebungsverpflichtungen“ bald wieder erfüllen. Die DeFi-Plattform, die zuvor aufgrund ihrer hohen Renditen im Trend lag, hat allerdings keinen Zeitplan für ihre Rückkehr zur Normalität angegeben.
In einem Angebot von Nexo, das auf Twitter öffentlich gemacht wurde, heisst es, dass man „qualifizierte, ausstehende, besicherte Kreditforderungen von Celsius“ kaufen wolle. Im Gegensatz zu Celsius preist Nexo seine „starke Liquidität und Eigenkapitalposition“ an und verspricht den Celsius-Kunden „sofortige“ Liquidität ihrer Einlagen.
Celsius reagiert nicht
Nexo darauf hin, dass man Celsius „Unterstützung“ angeboten habe, bevor das Angebot zum Erwerb der Vermögenswerte unterbreitet wurde. Mit diesem Schritt wollte man so viele Kunden wie möglich vor den Folgen einer möglichen Insolvenz schützen. Das Schreiben wurde abgeschickt, nachdem Celsius nicht reagierte.
„Als weltweit führender Anbieter von kryptogestützten Kreditlinien und als Institut für digitale Vermögenswerte, dessen Geschäft inzwischen unter anderem ein Börsenangebot und institutionelle Kapazitäten umfasst, sind wir in einer einzigartigen Position, um einen starken Puffer zu bieten.“
In Anbetracht der jüngsten Ereignisse um Celsius kann man davon ausgehen, dass das Unternehmen einen Liquiditätsengpass hat – mindestens. Seine Assets sind heute mit 12 Milliarden Dollar nur noch halb so viel wert, wie im Dezember. Eine Milliarde Dollar Wertes floss zwischen März und Mai von der Plattform ab.
Wie viele andere Krypto-Firmen wurde auch Celsius von dem massiven Ausverkauf auf dem Kryptomarkt hart getroffen. Die gesamte Marktkapitalisierung digitaler Vermögenswerte ist von über drei Billionen Dollar im November letzten Jahres auf eine Billion Dollar gefallen – anders ausgedrückt: Der Markt verlor in einem halben Jahr zwei Drittel seines Volumens. Bitcoin etwa wird jetzt unter 25.000 Dollar gehandelt, ein Kurs, der zuletzt im Dezember 2020 erreicht worden war.
Erschwerend kommt hinzu, dass Celsius ein attraktives, hochverzinsliches Portfolio hatte. Seine langfristige Nachhaltigkeit wurde zu einem Problem, das sich jetzt zu lösen scheint – wenn auch kaum im Sinn der Kunden.
Erwerb von Krypto-Projekten
Die Ereignisse, die sich hier abspielen, haben Ähnlichkeit mit denen bei der Implosion von Terra. Als das Ökosystem zusammenbrach, boten Polygon und Binance den Terra-Kunden eine bessere Option an – den Wechsel zu ihren Netzwerken. auch Ripple und FTX haben kürzlich erklärt, dass sie auf der Suche nach Krypto-Projekten sind, die sie übernehmen wollen.
Die Übernahme von Celsius-Kunden könnte ein Vorteil für Nexo sein, aber es könnte auch bedeuten, dass Nexo die Celsius-Probleme unfreiwillig mit übernimmt. Ein anderer Aspekt: Konkurrent BlockFi musste 100 Millionen Dollar an die US-Regulierungsbehörden als Strafe für nicht registrierte Angebote zahlen – im Wesentlichen dasselbe Angebot, das Nexo nun Celsius macht. In der Zwischenzeit war Coinbase gezwungen, eine ähnliche Offerte nach einer Klageandrohung zurückzuziehen.
Das Angebot von Nexo gilt bis zum 20. Juni. Bei Redaktionsschluss hatte Celsius noch nicht darauf reagiert.
