• Vizepräsident Félix Ulloa enthüllt den Plan El Salvadors, den Dollar abzuschaffen, um eine größere wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erreichen.
• Die Regierung von Bukele betrachtet Bitcoin als ein Instrument, um finanzielle Autonomie zu erreichen und sich von traditionellen Fiat-Währungen zu distanzieren.

El Salvadors Vizepräsident Félix Ulloa hat in einem kürzlich geführten Interview mit dem russischen Sender RT Pläne für Wirtschaftsreformen enthüllt, die die Finanzlandschaft des Landes erheblich umgestalten könnten. Während seines Besuchs auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg verriet Ulloa die Absicht von Präsident Nayib Bukele, sich von der Verwendung des US-Dollars zu lösen und eine größere wirtschaftliche Unabhängigkeit anzustreben.

Die Abkehr vom Dollar ist kein Novum in der salvadorianischen Politik. Vor 23 Jahren führte El Salvador den US-Dollar neben der Landeswährung Colón ein und ging schließlich zu einer vollständig dollarisierten Wirtschaft über.

Wir wollen eine wirtschaftliche und finanzielle Liberalisierung, vor allem in Bezug auf die Zentralbanken, die Unabhängigkeit von Fiat-Währungen, einschließlich des Dollars, des Euros, des Pfunds, aller Fiat-Währungen. Aus diesem Grund ist Bitcoin eine Option geworden. – Felix Ulloa, Vizepräsident von El Salvador.

Im Laufe der Jahre haben mehrere Regierungen eine Umkehrung dieser Politik in Erwägung gezogen. Der Ansatz von Präsident Bukele deutet jedoch darauf hin, dass die Verwendung digitaler Währungen, insbesondere von Bitcoin, ein Mittel zur Erreichung dieser finanziellen Autonomie ist.

Ulloa zufolge hat die Regierung wiederholt die Auswirkungen einer Wiedereinführung des Colón oder der Einführung anderer Fiat-Währungen erwogen. Die Analyse kommt zu dem Schluss, dass solche Schritte wirtschaftlich nachteilig wären, vor allem kurzfristig. Daher konzentriert sich die Regierung auf Bitcoin als dezentrale Option, die nicht auf die Politik der Zentralbank angewiesen ist.

Diese Strategie steht im Einklang mit globalen Trends, bei denen Nationen nach Alternativen zu dominanten Reservewährungen suchen. Russland zum Beispiel drängt als Reaktion auf die westlichen Sanktionen auf eine Entdollarisierung. Das Land hat seinen Handel mit China unter Verwendung lokaler Währungen, dem Yuan und dem Rubel, ausgeweitet und erforscht auch digitale Währungen, um den Dollar zu umgehen.

Trotz der offensichtlichen Vorteile hat der Übergang zu Bitcoin seine Tücken. El Salvadors bahnbrechendes Bitcoin-Gesetz, das Mitte 2021 in Kraft trat, war ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Dennoch ist die Einführung von Kryptowährungen im Land auf praktische und finanzielle Hürden gestoßen. Die globale und lokale Skepsis über die Stabilität und Lebensfähigkeit von Bitcoin als nationale Währung unterstreicht die Komplexität einer solch drastischen Währungsumstellung.

Außerdem kommen Ulloas Äußerungen zu einer Zeit, in der die geopolitischen Spannungen und wirtschaftlichen Unsicherheiten groß sind. Seine Offenheit in Bezug auf die Entdollarisierung in Russland, einem Land, das sich für die Verringerung der weltweiten Abhängigkeit vom Dollar einsetzt, unterstreicht den strategischen Charakter der wirtschaftlichen Manöver El Salvadors.

Die Abkehr des Landes vom Dollar, die der ehemalige Finanzminister Alejandro Zelaya einst als „katastrophal“ bezeichnete, wird nun aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Die derzeitige Regierung sieht Bitcoin nicht nur als Finanzinstrument, sondern auch als Möglichkeit, die wirtschaftliche Unabhängigkeitneu zu definieren.

Ob dies zu einem nachhaltigen Finanzmodell oder zu weiteren wirtschaftlichen Herausforderungen führen wird, bleibt eine kritische Frage für politische Entscheidungsträger und internationale Beobachter gleichermaßen.