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  • Coinbase hat in den letzten zwei Jahren fleißig neue Projekte gelistet. Die Financial Times fand nun heraus, dass die Börse in die meisten bereits vorher investierte, dies aber nicht offengelegt hatte.
  • Die Angaben wurden zwar aktualisiert, nachdem die FT Wind davon bekommen hatte, doch es hat anscheinend Methode, dass Investoren mit Insider-Wissen Profit auf Kosten von Neulingen machen.

Viele Krypto-Börsen weltweit haben wegen dubioser Vorgänge Schlagzeilen gemacht, wobei Binance in dieser Hinsicht besonders auffiel. Coinbase hatte jedoch immer eine weiße Weste, zumindest bis jetzt; nun aber wurde aufgedeckt, dass die Börse ein fragwürdiges Verhalten an den Tag legt, indem sie Kryptowährungen auflistet, in die sie investiert hat, ohne jedoch ohne dies offenzulegen. Es gibt einen Trend, nach dem diese Token, sobald sie bei Coinbase gelistet werden, schnell an Wert verlieren, was den Verdacht des Insider-Dumpings aufkommen lässt.

Coinbase ist die größte Krypto-Börse in den USA, und das schon seit langem. Sie ging letztes Jahr selbst an die Börse, was als Sternstunde der Kryptobranche angesehen wurde. Binance war sehr anspruchsvoll, was die gelisteten Projekte anging, und weigerte sich, dem Druck von Händlern nachzugeben, die neue Token hinzugefügt haben wollten. Selbst als Binance schon Hunderte Münzen notierte, blieb Coinbase bei seiner Haltung. Noch 2018 waren nur sechs Kryptowährungen gelistet.

Dann kam DeFi, und alles änderte sich. US-Konsumenten konnten zu Uniswap und Co. gehen und ihre Token einfach umtauschen, wodurch der immense Einfluss, den Coinbase auf den Markt hatte, untergraben wurde.

Genau seitdem begann die von Brian Armstrong geführte Börse, jeden zweiten Monat neue Token hinzuzufügen. Die untenstehende Grafik zeigt, wie groß der Anteil anderer Token als die der Big Two auf Coinbase geworden ist.

Column chart of Trading volume ($bn) showing New crypto tokens take off on Coinbase

Die Händler waren zufrieden und freuten sich, da sich ihre Möglichkeiten erheblich verbesserten. Aber steckte dahinter eine böswillige Absicht? Die Financial Times glaubt ja.

Das Coinbase-Insider-Modell: In ein Projekt investieren und es dann listen

Schon einmal gab es Aschuldigungen im Zusammenhang mit dem Listing-Prozess. Coinbase wurde beschuldigt, Informationen darüber weiterzugeben, welche Token gelistet werden sollen, und diese Token von Insidern anhäufen zu lassen, um sie nach der Listung an ahnungslose Händler weiterzugeben. Die Financial Times hat  jedoch nun eine neue Form von Insider-Profiten aufgedeckt:

Nehmen wir das Beispiel von DESO, dem nativen Token des Blockchain-Projekts „Decentralized Social“ für Social-Networks. Coinbase listete das Projekt im Dezember letzten Jahres und es schoss in die Höhe, verdoppelte seinen Kurs und erreichte über 180 dollar. Was die Börse nicht erwähnte, war, dass ihr eigenes Risikokapital-Unternehmen Coinbase Ventures drei Monate zuvor an einer 200-Millionen-Dollar-Kapitalbeschaffung für das Projekt teilgenommen hatte.

Die FT-Recherchen ergaben, dass DESO eines von 20 Projekten ist, die Coinbase an die Börse gebracht hat, während es gleichzeitig eine frühere Investition hielt. Das an sich ist keineswegs illegal – Börsen dürfen in andere Projekte investieren. Das Problem liegt in der Offenlegung. Auf den traditionellen Märkten müssen alle Schritte eines Unternehmens den Anlegern gegenüber offengelegt werden, insbesondere dann, wenn es einen Interessenkonflikt geben könnte.

Obwohl Coinbase die 20 Unternehmen auf seiner Plattform auflistet, hat es erst in dieser Woche seine Investitionen in 12 von ihnen bekannt gegeben.

Als die Financial Times sich nach dieser Praxis erkundigte, reagierte Coinbase schnell und veröffentlichte einen Blogbeitrag, um jeden Verdacht zu zerstreuen. Unter dem Titel „Proof of Alignment“ versprach Chief Legal Officer Paul Grewal in Zukunft mehr Transparenz der Börse. Man lasse sich nicht von eigenen Investitionen bei der Auswahl der Projekte beeinflussen.
Grewal behauptete:

„Wir stimmen Entscheidungen über die Auflistung von Vermögenswerten nicht mit Personen ab, die nicht direkt an unserem Prüfungs- und Auflistungsverfahren beteiligt sind. Dies schließt Mitglieder unseres Management-Teams ein, die nicht in unserem Asset-Listing-Ausschuss sitzen.“

Er behauptete auch, dass Coinbase Ventures keinen Einfluss auf die Token habe, die die Börse auflistet.

Während Coinbase Ventures in der Öffentlichkeit für gutes Wetter sorgte, wurden sieben der acht Projekte, bei denen Coinbase Ventures seine frühere Beteiligung nicht offengelegt hatte, hinzugefügt.

Außerdem aktualisierte man die Website der Risikokapital-Firma und fügte Dutzende Token-Projekte hinzu, in die man investiert hatte, die aber nicht offengelegt worden waren.

Insider-Dumping-Vorwürfe

Als börsennotiertes Unternehmen muss sich Coinbase an die Vorschriften der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC  halten. Auf dem Kryptomarkt gibt es jedoch eine Menge Grauzonen, für die selbst die SEC keine eindeutigen Richtlinien hat, und Coinbase scheint gute Arbeit dabei zu leisten, diese herauszufinden und auszunutzen.

Tyler Gellasch, der geschäftsführende Direktor von Healthy Markets, einer Investorenhandelsgruppe, kommentierte:

„In der Welt der Wertpapiere müssen Interessenkonflikte erkannt, offengelegt und geregelt werden. In der Kryptowelt scheint es ein freies Spiel zu sein.“

Wenn diese fragwürdigen Taktiken nicht ausreichen, um Anleger zu beunruhigen, dann sollten die Untersuchungen von Faisal Khan, einem unabhängigen Kryptoanalysten, es tun.

Khan fand heraus, dass sich die von Coinbase gelisteten Token im Durchschnitt schlechter entwickelt haben als Bitcoin und Ethereum. Zwar sind einige sind nach der Börsennotierung nach oben gegangen, aber gleichwohl sind sie noch im Keller. Der Analyst fügte hinzu:

„Kryptowährungen, deren Listung Coinbase vor 2020 in Erwägung gezogen, aber nicht genehmigt hatte, haben sich im Durchschnitt besser entwickelt als diejenigen, für die es sich entschied, sie zu listen.“

Da könnte man auf die Idee kommen, dass Coinbase die Händler schlicht übers Ohr haut. Dazu sagt Khan:

„Ich denke, das wirft eine Menge Fragen darüber auf, ob Insider die Kleinanleger über den Tisch ziehen, sowie über Interessenkonflikte zwischen Venture-Capital-Gebern und Börsen, die ohne jegliche Aufsicht zusammenarbeiten.

Coinbase bestreitet, Investoren zu betrügen. In dem oben genannten Blog-Beitrag sagte Grewal: „Coinbase-Ventures hat niemals Token aus Investitionen verkauft, die es getätigt hat.“

Das kann man glauben – oder auch nicht.

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Steve ist seit 8 Jahren ein Blockchain-Autor und noch länger ein Krypto-Enthusiast. Am meisten begeistert er sich für die Anwendung von Blockchain zur Bewältigung der Herausforderungen von Entwicklungsländern.

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