- Ver wurde in Spanien verhaftet, weil er in den USA mindestens 48 Millionen Dollar Steuern hinterzogen haben soll, indem er vorsätzlich falsche Steuererklärungen einreichte.
- Es wird erwartet, dass die USA seine Auslieferung beantragen, um ihn vor Gericht zu stellen.
Roger Ver, der im Volksmund als „Bitcoin-Jesus“ bezeichnet wird, befindet sich wegen mehrerer US-Strafverfahren, darunter Betrug und Steuerhinterziehung in Gewahrsam der spanischen Justiz.
Laut einer am 29. April 2024 veröffentlichten Anklageschrift besaß Ver die Unternehmen „MemoryDealers.com Inc.“ und „Agilestar.com Inc.“, die sich auf den Verkauf von Computern und Netzwerkausrüstung spezialisiert hatten. Wie in der Kryptowelt bekannt, häufte er ab 2011 Bitcoins (BTC) für sich und die Unternehmen an. Irgendwann wurde er zu einem begeisterten Förderer der aufkommenden Technologie, was ihm den Spitznamen „Bitcoin Jesus“ einbrachte.
Am 4. Februar 2014 gab er seine US-Staatsbürgerschaft auf, nachdem er angeblich die Staatsbürgerschaft von St. Kitts und Nevis erhalten hatte. Wie im Ausbürgerungsverfahren vorgeschrieben, musste er letztmalig in den USA eine Steuererklärung abgeben. Damit sollten unter anderem seine Kapitalgewinne erfasst und gleichzeitig sichergestellt werden, dass der Marktwert seiner Vermögenswerte angegeben wurde.
Darüber hinaus war Ver verpflichtet, eine „Exit Tax“ auf diesen Kapitalgewinn zu zahlen. Laut dem vom US-Justizministerium veröffentlichten Bericht besaßen Vers Unternehmen zu diesem Zeitpunkt rund 131.000 Bitcoins, wobei jeder Token am 4. Februar 2014 für 871 Dollar gehandelt wurde. Davon besaßen MemoryDealers und Agilestar 73.000 Bitcoins, der Rest gehörte ihm persönlich.
Ver soll Steuererklärungen gefälscht haben
Der Bericht erklärt weiter, dass Ver eine Anwaltskanzlei beauftragt hatte um ihm bei seiner Ausbürgerung und den damit verbundenen Steuererklärungen zu assistieren. Darüber hinaus beauftragte er einen Gutachter, der den Wert seiner beiden Unternehmen bewerten sollte. Allerdings soll er der Anwaltskanzlei und dem Gutachter falsche bzw. irreführende Angaben gemacht haben, um die genaue Anzahl der Bitcoins, die ihm und den Unternehmen gehörten, zu verschleiern.
Aus diesem Grund reichte die Anwaltskanzlei eine Steuererklärung ein, in der die Unternehmen und die im Besitz befindlichen Bitcoins unterbewertet waren. Sie gab auch nicht an, dass Ver persönlich Bitcoins gehörten. Seinen beiden Unternehmen gehörten bis Juni 2017 70.000 Bitcoins. Im November 2017 verkaufte er den Großteil der Bitcoins für 240 Millionen Dollar cash. Bei den Ermittlungen stellte sich heraus, dass Ver gegen die Steuergesetze verstoßen und dem US-Bundesfinanzamt IRS einen Verlust von mindestens 48 Miollionen Dollar zugefügt hatte.
Im Gegensatz zu den erwarteten Reaktionen hat die Krypto-Community heftig reagiert, da sie ein falsches Spiel und eine offensichtliche Agenda gegen Personen wittert, die sich für das Ökosystem einsetzen.
Ripple CTO David Schwartz glaubt, dass Ver wegen seiner Überzeugungen ins Visier genommen wurde. Er erklärte, dass es nur zwei Arten von Verbrechen gebe, die von den US-Behörden ernst genommen würden. Die erste seine die großen, schweren und hässlichen Verbrechen, und die zweite sei jedes Verbrechen, das von jemandem begangen werde, den sie nicht mögen. Persönlich ist Schwartz der Meinung, dass Ver einer der aufrichtigsten und nettesten Menschen ist, die er je getroffen hat:
„Er könnte sicherlich Steuern hinterzogen haben. Ich weiß es wirklich nicht. Ich glaube nicht, dass er moralische Bedenken gehabt hätte, Steuern zu hinterziehen, wenn er glaubte, dass er damit durchkommen würde. Aber er legte sicher Wert darauf, nachts ruhig schlafen zu können. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum er die Vereinigten Staaten verlassen hat.“
