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  • Binance stürzte Mitte Mai ab, als die Kryptowährungen auf Talfahrt waren, was Händlern die Möglichkeit verwehrte, Positionen zu verlassen und zu Millionen Dollar Verlusten führte.
  • Mehrere Händler verklagen nun gemeinsam die Börse wegen der Verluste, was die ohnehin zahlreichen Probleme der Börse verstärkt.

Mitte Mai stürzte die Bimamce-Plattform ab. Seinerzeit machte man wenig Aufhebens davon, weil die meisten Kryptowährung dasselbe taten: Abstürzen. Doch für Tausende direkt Betroffene änderte sich ihr Leben an diesem Tag, sie konnten nämlich auf Binance von einer Sekunde auf die andere nicht mehr verkaufen. Diese Händler gehen jetzt mit vereinten Kräften juristisch gegen die Börse vor, um Schadensersatz zu bekommen.

Einer der Trader, die alles verloren haben, ist Anand Singhal, ein indischer Programmierer. Er hatte in 13 Jahren als Freiberufler  50.000 Dollar gespart, Geld, das ihn in die Lage versetzen sollte, in den USA seinen Master of Computer Science zu machen. Doch da war der Kryptohandel der und lockte mit schnellem Geld. Anand Singhal stieg ein, und es funktionierte auch alles wunschgemäß, bis zum 19. Mai jedenfalls.

Singhal hatte handelte auf Binance und hatte eine stark gehebelte Wette auf Bitcoin abgeschlossen. „Gehebelt“ heißt in dem Zusammenhang auf Deutsch: Sie können mehr Geld einsetzen, als sie haben. Viel mehr. Auf Binance konnte man im Verhältnis von 125 zu 1 „hebeln“. Wieder auf Deutsch: Mit jedem eigenen Dollar konnte man Kryptowährung im Wert von 125 Dollar kaufen

Sehr verlockend – und sehr riskant: Sollte Ihre Wette nicht aufgehen, werden Ihre Verluste um eine ebenso große Marge vergrößert, wie sie vorher „gehebelt“ hatten, und die Börse liquidiert Ihre Bestände schnell.

Genau das geschah Singhal, aber ohne sein eigenes Verschulden. Als Bitcoin zu rutschen begann, versuchte er, seinen Vorrat zu verkaufen, aber Binance hatte die Plattform schon eingefroren. Die Verluste häuften sich und die Börse liquidierte automatisch seinen gesamten Bitcoin-Vorrat, wodurch er seine eigenen 50.000 und die 24.000 Dollar verlor, die er zuvor im Handel gewonnen hatte.

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Binance hat mich traumatisiert, ich werde nie wieder handeln‘.

Singhal ist kein Einzelfall. Tatsächlich ist die Zahl der Händler, die an jenem verhängnisvollen Tag ein Vermögen verloren haben, hoch genug, dass sie sich zusammengeschlossen haben, um die Börse zu verklagen. Einem Bericht des Wall Street Journal zufolge haben diese verärgerten Händler eine Discord-Gruppe, in der sie Informationen und und Strategien austauschen.

Die Gruppe wird vertreten von einer Anwältin, damit die Einigkeit der Händler sicherstellt, dass ihre Stimmen gehört werden. Aija Lejniece, die bis vor kurzem bei der Pariser Anwaltskanzlei Latham & Watkins arbeitete, sagte dem WSJ:

„Binance hat es schwer – nicht unmöglich, aber schwer– für den Durchschnittsverbraucher gemacht, Regressansprüche geltend zu machen … indem sich die Gruppe zusammenschließt, kann sie eine volle Entschädigung für die Verluste der Händler erhalten.“

Eine der Herausforderungen bei der Verfolgung von Binance ist der schwer zu fassende Hauptsitz. Die Händler behaupten, dass sie nicht in der Lage gewesen seien, festzustellen, wo genau die Börse residiert und wie man juristisch an sie herankommt.

Binance hat versucht, die Händler zum Schweigen zu bringen. Laut Singhal bot man ihm statt einer Entschädigung ein dreimonatiges Upgrade auf seine VIP-Plattform. Im Gegenzug sollte er „die Börse von jeglicher Haftung wegen seiner Verluste entbinden und für immer entlasten“. Wenn er das Angebot öffentlich macht, hatte Binance angeblich gedroht, es zurückzuziehen.

Singhal kommentierte:

„Ich werde nie wieder traden. Ich fühle mich betrogen.“

Binance ist nicht allein mit dieser Rechtsproblematik. Robinhood hat in diesen trüben Gewässern gefischt. Doch im Gegensatz zu Binance ist Robinhood klar reguliert und musste kürzlich 12 Millionen Dollar für ein Fehlverhalten zahlen.

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Steve ist seit 8 Jahren ein Blockchain-Autor und noch länger ein Krypto-Enthusiast. Am meisten begeistert er sich für die Anwendung von Blockchain zur Bewältigung der Herausforderungen von Entwicklungsländern.

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