- Die BBC hat einen Dokumentarfilm über einen 20-Jährigen aus dem Programm genommen, der durch Investitionen in Kryptowährungen aus 50 Dollar eine Million gemacht haben will.
- Das geschah, nachdem die Tageszeitung „The Guardian“ die Geschichte nachprüfte und den jungen Mann mit einem Krypto-Projekt in Verbindung gebracht hatte, das nach Betrug aussieht.
Hanad Hasan sollte der Star einer kommenden BBC-Dokumentation über seine Krypto-Geschichte werden, nach dem Motto „Tellerwäscher zum Millionär“. Der 20-Jährige hatte angeblich in nur einem Jahr eine Investition von 50 Dollar in ein Vermögen von acht Millionen Dollar verwandelt. Seine Geschichte klang zu schön, um wahr zu sein, und wie eine Zeitung herausfand, ist sie es wohl auch nicht.
Die BBC-Sendung sollte den Titel „Der Krypto-Millionär“ tragen und in dieser Woche ausgestrahlt werden. Sie erzählt die Geschichte eines 20-Jährigen aus Birmingham, der eine harte Kindheit hinter sich hatte, aber durch Kryptowährung zum Erfolg kam. Hasan wurde in Somalia geboren und kam im Alter von 14 Jahren nach Großbritannien. Anfang 2021 arbeitete er in zwei Jobs, um seine Familie zu unterstützen.
Dann hörte er von Kryptowährungen und investierte Anfang 2021 50 Dollar. Der Wert der Münze, deren Namen er nicht nennen wollte, verzehnfachte sich in nur drei Tagen und er hatte nun 500 Dollar. Zwei Tage später hatte er sich wieder verzehnfacht und seine Investition war 5.000 Dollar wert. Jedenfalls sagte er das den BBC-News in einem Artikel, der inzwischen gelöscht ist (die archivierte Version finden Sie aber hier).
Innerhalb von drei Monaten war Hasans Investition angeblich auf eine Million Dollar angewachsen, wobei er mit jedem Token, den er auswählte, gewann. Zu diesem Zeitpunkt beschloss er, sein Studium abzubrechen und sich ganz auf den Kryptohandel zu konzentrieren.
Hasan erzählte der BBC, dass er daraufhin seine eigene Kryptowährung herausgegeben habe, deren Schwerpunkt auf Wohltätigkeit lag. Bis Anfang Februar hatte das Projekt 270.000 Dollar für wohltätige Zwecke gesammelt, darunter eine Menge Bargeld, das er an Tafeln in seiner Heimatstadt Birmingham spendete.
Das Tellerwäscher/Millionär-Märchen
Aber war die Geschichte vom Tellerwäscher-zum-Millionär nicht zu schön, um wahr zu sein? Hatte Hasan einige Details absichtlich ausgelassen, weil er wusste, dass sie ihn in ein schlechtes Licht rücken würden?
Der Guardian sieht das jedenfalls so. Nur wenige Tage nachdem die BBC die Hasan-Geschichte veröffentlicht und die Dokumentation angekündigt hatte, meldete sich die GuardianRedaktion mit ihren Bedenken zu der Hasan-Geschichte.
Zum einen stellte die Zeitung infrage, ob die BBC die behaupteten finanziellen Erträge überprüft hatte, bei denen Hasans Token angeblich alle drei Tage um das Zehnfache in die Höhe geschossen sein sollten. Hatte sie nicht – konnte sie ja auch nicht, weil Hasan den Namen der Münze, in die er angeblich investiert hatte, nicht preisgegeben hatte.
Das größte Problem war jedoch das Krypto-Projekt, das Hasan ins Leben gerufen hatte. Unter dem Namen Orfano war es als Wohltätigkeitsprojekt angekündigt. Es wurde im Oktober abrupt geschlossen, und viele Anleger, die ihr Geld in das Projekt gesteckt hatten, behaupteten, betrogen worden zu sein.
„Die BBC teilte umgehend mit, dass sie die Sendung zurückgezogen habe, äußerte sich aber nicht weiter zu ihren redaktionellen Recherchen,“ berichtete der Guardian.
Orfano war im April gestartet und existierte nur sechs Monate lang. Auf Reddit behaupteten Hasan und sein Co-Gründer, sie hätten versucht, es zum Laufen zu bringen, seien aber gescheitert:
„Die Dinge sind nicht so gelaufen, wie wir es geplant hatten, und nach reiflicher Überlegung haben wir entschieden, dass wir die Fortsetzung des Projekts einstellen werden. Das Team hat alle Anstrengungen unternommen, um den Token aufrechtzuerhalten und zu erweitern, aber wir sehen keine Fortschritte und keinen Weg, Orfano in seine guten Tage zurückzubringen.“
