- Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und führende europäische Zentralbanken starten das Projekt Atlas, ein Tracking-System zur Überwachung von Kryptowährungen und DeFi.
- Daten von Kryptobörsen sollen mit denen öffentlicher Blockchains zusammengeführt werden, um die globale Verbreitung von Kryptowährungen zu verfolgen.
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat eine Zusammenarbeit mit großen europäischen Zentralbanken angekündigt. Ziel ist ein Tracking-System für Kryptowährungen und dezentralisierte Finanzen (DeFi). Die Initiative mit dem Namen „Projekt Atlas“ ist aus einer Kooperation der Deutschen Bundesbank, der Nederlandsche Bank, der Banque de France und der EZB hervorgegangen.
Um ein tieferes Verständnis der makroökonomischen Bedeutung von Kryptowährungen und DeFi zu erlangen, wird Projekt Atlas Off-Chain-Daten, die von Kryptobörsen stammen, mit On-Chain-Daten zusammenführen, die aus den Nodes öffentlicher Blockchains gewonnen werden. Hauptziel ist es, den Fluss von Kryptowährungen über in der Weltwirtschaft effektiv zu verfolgen.
Problematisch ist jedoch die Bestimmung des genauen Standorts mancher Kryptobörsen. Dies könnte bedeuten, dass die von Projekt Atlas gelieferten Daten zu Kapitalströmen die tatsächlichen Transaktionsvolumen nur teilweise realistisch wiedergeben.
Jedenfalls deuten vorläufige Forschungsergebnisse darauf hin, dass die Mobilität von Börse zu Börse erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen hat. Die Ergebnisse des Projekts werden dazu beitragen, die Transparenz zu erhöhen – ein dringend notwendiger Schritt, insbesondere angesichts der jüngsten Ereignisse im Bereich der Kryptowährungen. Besonders hervorzuheben ist der Zusammenbruch des Terra-Ökosystems 2022, der generelle Bedenken hinsichtlich der realen Risiken von Digital-Asssets für die globale Finanzstabilität aufkommen ließ.
Merkmale und Zukunftsaussichten
Das Projekt Atlas ist nicht nur ein Tracking-Verfahren, sondern bietet ein interaktives Dashboard, das aggregierte Daten, etwa von On-Chain-Transfers und die globale Entwicklung von Geldern präsentiert. Diese Einblicke werden sich für die Beteiligten zweifellos als wertvoll erweisen, da sie ein klareres Bild von der Dynamik im Kryptosektor vermitteln, als es zurzeit möglich ist.
Vor allem die Zentralbanken können von dem Projekt erheblich profitieren. Es wird diese Institutionen in die Lage versetzen, die relative wirtschaftliche Bedeutung von Kryptowährung-Infrastrukturen in unterschiedlichen Rechtsordnungen zu beurteilen. Darüber hinaus werden sie besser in der Lage sein, die strukturelle Dynamik von Geldströmen zu analysieren und die Einflüsse verschiedener Faktoren auf Kryptobewegungen zu untersuchen, seien es Preisschwankungen, Finanzmarktverschiebungen oder einzigartige regionale Merkmale.
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich hat ehrgeizige Pläne für das Projekt Atlas, die über die derzeitigen Funktionalitäten hinausgehen. Künftige Entwicklungsphasen sehen die Integration zusätzlicher Datenquellen vor. Ein weiterer Schwerpunkt soll auf der Extraktion und Analyse von Daten aus dem Ethereum-Netzwerk und anderen DeFi-Protokollen liegen. Damit bekräftigt die BIZ ihr Engagement für einen laufenden Informationsfluss und ein besseres Verständnis der Kryptoszene.
Da Kryptowährungen und DeFi-Börsen im globalen Finanzsystem immer mehr an Bedeutung gewinnen, sind Initiativen wie Projekt Atlas wichtig. Durch die Bereitstellung eines effektiven Verfolgungsmechanismus ist das Projekt ein Beweis für die internationale Zusammenarbeit und die kollektive Anerkennung der Notwendigkeit einer verbesserten Aufsicht in der sich schnell entwickelnden digitalen Finanzwelt.
Die Ergebnisse von Projekt Atlas werden zweifellos politische und regulatorische Entscheidungen in den kommenden Jahren beeinflussen und als Grundpfeiler für transparentere und stabilere Infrastrukturen für Kryptowährungen dienen.
